Tschüss Erdgas!

Das Bürgerbegehren für Potsdams Energiewende

Pressemitteilung, 09.01.2023

Diskussion um nachhaltige Wärmeversorgung in Potsdam – „Tschüss Erdgas!“ fordert Überarbeitung der Dekarbonisierungsstrategie

Potsdam, 09.01.2023 – Bei der Initiative “Tschüss Erdgas!” stößt die Haltung von Eckard Veil, dem Geschäftsführer der EWP, bezüglich des Potenzials der erneuerbaren Wärmeerzeugung in Potsdam auf Unverständnis. Während der Veranstaltung “Potsdam bündelt Energie” am 23. November 2022 hatte Veil gesagt: “Das Dekarbonisierungskonzept sieht vor, dass wir ungefähr 50 % unserer Wärme regenerativ erzeugen können. Mehr Potenzial gibt es in Potsdam nicht. Das heißt, die andere Hälfte der Wärme müssen wir über andere Medien erzeugen.”

Thomas Vogt, Wissenschaftler am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung und einer der Initiatoren von “Tschüss Erdgas!”, kritisiert diese Haltung scharf: “Die Dekarbonisierungsstrategie der EWP zeigt überhaupt nicht, welche Potenziale es für eine erneuerbare Wärmeversorgung gibt. Eine echte Potenzialstudie gibt es bis heute nicht.” Vogt betonte auch, dass der im Jahr 2017 veröffentlichte Masterplan, der darauf abzielt, die Wärmeversorgung von Potsdam bis 2050 zu dekarbonisieren, keine Potenzialstudie ersetze, da er auf veralteten Klimaschutzvorgaben beruhe und davon ausgehe, dass das Fernwärmenetz in seiner aktuellen Form beibehalten werde.

„Potenzialstudien zur Wärmewende in anderen Städten wie Berlin und Rostock zeigen deutlich, dass erhebliche Investitionen in Netzinfrastruktur notwendig sind, um das Fernwärmenetz zu transformieren. Dabei werden dezentralere Strukturen, Nahwärme und Subnetze sowie neue Rohrdurchmesser diskutiert, um Wärme effizient und kostengünstig bereitzustellen“, so Vogt.

Die aktuelle Dekarbonisierungsstrategie der EWP sieht vor, bis 2050 mehr als 50 % der Fernwärmeversorgung durch die Verbrennung von Kraftstoffen zu generieren. Dabei soll das derzeit im Heizkraftwerk Süd verbrannte Erdgas sukzessive durch synthetische Gase wie Wasserstoff ersetzt werden. Die Bürgerinitiative sieht das kritisch, weil so nicht absehbare Kosten auf Verbraucher und Verbraucherinnen übertragen würden. Zudem müsse man bei der Herstellung und Nutzung von Wasserstoff mit hohen Energieverlusten und Transportkosten rechnen.

 „Dezentrale Lösungen auf Basis von Umweltwärme sind oft schon heute die kostengünstigere Alternative“, so Thomas Vogt.  Die Erzeugung von Wärme mit Strom aus Überschüssen des Brandenburger Umlands wird langfristig der effizienteste und günstigste Ansatz sein, insbesondere wenn Wärmepumpen zum Einsatz kommen, die die Wärme aus dem Erdreich oder aus Gewässern nutzen. “Es wäre für eine Fernwärme-Kundin der EWP im Jahr 2050 vermutlich sogar billiger, die Heizung herunterzudrehen und sich einen elektrischen Heizstrahler in die Wohnung zu stellen. Ein Fernwärmenetz, das die Bedürfnisse der Kund:innen und die Umwelt nicht berücksichtigt, ist weder nachhaltig noch sozial”, so Vogt abschließend.

Mit dem Laufzeitende des Heizkraftwerkes Süd in 2030 müsse die Wärmeversorgung Potsdams ganz neu gedacht werden, so eine zentrale Forderung von „Tschüss Erdgas“. Die aktuellen Pläne der EWP, mit dem Neubau eines großen Heizkraftwerks das zentralisierte Fernwärmenetz von heute zu zementieren, seien nicht geeignet, um eine nachhaltige und bezahlbare Wärmeversorgung Potsdams langfristig sicherzustellen.

Eine ausführliche Stellungnahme zu den Aussagen von Eckard Veil hat „Tschüss Erdgas“ auf der Homepage veröffentlicht: Hier klicken, um die Stellungnahme als PDF herunterzuladen.

Pressekontakt

Thomas Vogt, kontakt@tschuess-erdgas.de

Hintergrundinformationen zu “Tschüss Erdgas!”

“Tschüss Erdgas!” ist eine Initiative von Bürger:innen in Potsdam, die sich für eine bezahlbare, nachhaltige und klimafreundliche Energieversorgung einsetzen. Die Initiative ist ehrenamtlich und basisdemokratisch organisiert und wird von lokalen Gruppen wie GermanZero, BUND, Fridays for Future, Extinction Rebellion, Scientists for Future und den Grünen unterstützt. Das Ziel der Initiative ist es, die Energie- und Wärmewende in Potsdam zu beschleunigen.

Im “Masterplan Klimaschutz” hat sich die Stadt Potsdam das Ziel gesetzt, bis 2050 klimaneutral zu werden, was bedeutet, dass noch fast 30 Jahre lang klimaschädliches Erdgas verbrannt werden soll. Die Initiative fordert stattdessen den Aufbau einer dezentralen, nachhaltigen und demokratisch kontrollierten Energieversorgung in Potsdam.

Im September 2022 hat die Initiative ein Bürgerbegehren gestartet.

https://www.tschuess-erdgas.de