Tschüss Erdgas!

Das Bürgerbegehren für Potsdams Energiewende

Flusswärme

Mittels Wärmepumpen können Wärmepotenziale im Abwasser, in Flüssen und in Abwärme von Industrieprozessen nutzbar gemacht werden. Werden die Wärmepumpen mit Strom aus erneuerbaren Energieanlagen betrieben, so ist die nutzbare Wärme zu 100 % erneuerbar.

Wirkungsweise

Im Prinzip ist eine Wärmepumpe wie ein Kühlschrank verkehrt herum: Außen kalt und innen (im Haus) warm. Sie „pumpt“ die in der Umgebungsluft oder in einem Wasserreservoir (etwa Abwasser, Grundwasser oder Flusswasser) vorhandene Wärme über einen gewissen Temperaturunterschied in Innenräume. Selbst 10 Grad kaltes Wasser kann noch einige Grad abgeben und wenn die Wassermenge groß genug ist, kann damit ein Haus beheizt werden. Die Pumpe wird mit Strom betrieben und stellt mithilfe einer gewissen Strommenge zwei- bis viermal soviel Wärmeenergie zur Verfügung.

Funktionsweise einer Flusswärmepumpe: Mit Strom wird Wärme aus dem Flusswasser in Fernwärme zum Heizen umgewandelt. Quelle: MVV/Siemens Energy

Fördergelder von EU und Bund

Die Bundesregierung hat beschlossen, dass die Fernwärme bis 2030 zu 50 % aus erneuerbaren Quellen kommen soll. Sie stellt 3 Mrd. EUR für Projekte, die in grüne Fernwärme investieren, zur Verfügung. Das ist ein erster wichtiger Schritt für die kommunale Wärmewende, denn viele Kommunen stehen in den Startlöchern, aber scheuen die hohen Kosten.

Mit Flusswärmepumpen zu klimaneutraler Fernwärme – Andere Städte zeigen, wie es geht.

Mannheim will bis 2030 ihre Fernwärme klimaneutral erzeugen. Der Einsatz von Flusswärmepumpen spielt bei der Dekarbonisierung eine wesentliche Rolle. Am Rheinufer entsteht derzeit eine der größten Flusswärmepumpen der EU mit einer thermischen Leistung von 20 Megawatt, welche 50.000 Haushalte mit Wärme versorgen kann. Die Anlage wird vom Bund mit 21,3 Mio. EUR gefördert.

Hamburg will das letzte Kohlekraftwerk durch Flusswärmepumpen und andere klimaneutrale Wärmelösungen ersetzen. Zwei Wärmepumpen mit einer Leistung von 230 Megawatt sollen rund 130.000 Haushalte versorgen. Damit sind sie die derzeit größten in Deutschland geplanten Wärmepumpen-Anlagen und setzen bundesweit neue Maßstäbe. 

Nutzung der Flusswasserwärme in Potsdam

Potsdam ist von Wasser umgeben. 11 % der Stadtfläche entfallen auf Gewässer. Im Masterplan-Konzept der Stadt wird die Nutzung der Flusswasserwärme als Option für eine klimafreundliche Wärmeversorgung gesehen. Durch Nutzung der Flusswasserwärme entlang der Havel könnten 550.000 MWh an Wärmeenergie erzeugt werden, womit theoretisch der gesamte Fernwärmebedarf der Stadt gedeckt wäre. Voraussetzung dafür sind saisonale Speicher, die einen Teil der im Sommer vorhandenen Wärme bis in den Winter hinein vorhalten.

Eine erste kleine Versuchsanlage für eine Flusswasserwärmepumpe wird derzeit an der Havel am Hauptbahnhof eingerichtet. Durch eine „thermisch aktivierte Spundwand“ soll Wärme aus dem Wasser in ein Wohnquartier am Hauptbahnhof geleitet werden. Das kann rund 100 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr einsparen.

Das enorme Potenzial der Flusswasserwärme könnte durch die derzeitigen Förderungen vom Bund schneller erschlossen und intensiver als im Masterplan vorgesehen (21 % der Wärmeerzeugung bis 2040) zur klimafreundlichen Wärmeversorgung der Stadt genutzt werden. 

Quellen: 100 % Klimaschutz Masterplan für Potsdam 2050; BMUK Energieforschung. Mit Flusswärmepumpe zu klimaneutraler Fernwärme