„Potsdam braucht eine beschleunigte Wärmewende“ – Offener Brief von Umweltverbänden und Expert:innen an Oberbürgermeister und EWP-Geschäftsführer
Potsdam, 02.02.2023 – Ein Bündnis von Umweltverbänden, Wissenschaftler:innen und engagierten Bürger:innen hat heute einen offenen Brief an Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert und den technischen Geschäftsführer der EWP, Eckard Veil, veröffentlicht. In dem Schreiben bringen sie ihre Sorgen hinsichtlich der zukünftigen Gestaltung der Wärmeversorgung in Potsdam zum Ausdruck.
„Die Stadt und die EWP stützen ihr Handeln auf die ‚Dekarbonisierungsstrategie‘ und den ‚Masterplan 100% Klimaschutz 2050‘. Die darin festgehaltenen Pläne stehen jedoch nicht im Einklang mit dem Pariser Klimaabkommen und dem Klimaschutzgesetz des Bundes und gefährden eine bezahlbare Wärmeversorgung für alle Potsdamer:innen“, heißt es in dem offenen Brief, der von der Bürgerinitiative „Tschüss Erdgas!“ initiiert wurde.
Laut Klimaschutzgesetz des Bundes sind Emissionsminderungen von 65 Prozent im Jahr 2030 und 88 Prozent im Jahr 2040 im Vergleich zu 1990 vorgesehen. Treibhausgasneutralität soll 2045 erreicht werden. „In der Dekarbonisierungsstrategie für Potsdam wird jedes dieser Ziele verfehlt“, kritisiert die Gruppe.
Thomas Vogt, Wissenschaftler am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) und Mitautor des offenen Briefes, betont: „Der notwendigen Beschleunigung der Wärmewende steht vor allem der gewählte Technologie-Mix im Wege. So soll laut Masterplan und Dekarbonisierungsstrategie auch 2050 noch etwa die Hälfte der Potsdamer Fernwärme in einem Heizkraftwerk erzeugt werden. Das dabei benötigte Erdgas soll schrittweise durch grünen Wasserstoff ersetzt werden, obwohl der Weltmarkt für nachhaltig erzeugte synthetische Gase aktuell nicht existiert.“
Die Unterzeichner:innen fordern daher, jetzt mutig zu handeln und die bisherigen Planungen zu überdenken. „Das Laufzeitende des Heizkraftwerks Süd im Jahr 2030 bietet die Chance, neue und nachhaltige Wärmekonzepte für Potsdam umzusetzen. Machen Sie die neuen Erkenntnisse aus der bald erscheinenden kommunalen Wärmeplanung für Potsdam zur Maßgabe für eine progressive Wärmewende in unserer Stadt“, heißt es im Brief.
Thomas Vogt ergänzt: „Unsere Forderungen haben sowohl in der wissenschaftlichen Community als auch bei Umweltverbänden breite Unterstützung gefunden. Die Einbeziehung dieser engagierten und fundierten Stimmen birgt ein enormes Potenzial. Von einem transparenten und offenen Dialog, in dem alle Seiten gehört und berücksichtigt werden, wird die Wärmewende in Potsdam nachhaltig profitieren.“
Der vollständige Brief mit einer Liste aller unterzeichnenden Organisationen und Einzelpersonen wurde auf der Webseite von Tschüss Erdgas veröffentlicht: Zum offenen Brief
Pressekontakt
Thomas Vogt, kontakt@tschuess-erdgas.de
Hintergrundinformationen zu „Tschüss Erdgas!“
„Tschüss Erdgas!“ ist eine Initiative von Bürger:innen in Potsdam, die sich für eine bezahlbare, nachhaltige und klimafreundliche Energieversorgung einsetzen. Die Initiative ist ehrenamtlich und basisdemokratisch organisiert und wird von lokalen Gruppen wie GermanZero, BUND, Fridays for Future, Extinction Rebellion, Scientists for Future und den Grünen unterstützt. Das Ziel der Initiative ist es, die Energie- und Wärmewende in Potsdam zu beschleunigen.
Im „Masterplan Klimaschutz“ hat sich die Stadt Potsdam das Ziel gesetzt, bis 2050 klimaneutral zu werden, was bedeutet, dass noch fast 30 Jahre lang klimaschädliches Erdgas verbrannt werden soll. Die Initiative fordert stattdessen den Aufbau einer dezentralen, nachhaltigen und demokratisch kontrollierten Energieversorgung in Potsdam.
Im September 2022 hat die Initiative ein Bürgerbegehren gestartet.